Wir über uns

Mit sechs Jahren übte ich als Klavierschüler meiner Mutter den "Tanzbären". Am Schluß fügte ich eines Tages einen Hit von Harry Belafonte an, den ich gerade kennengelernt hatte. Dieses selbstverständliche Nach- oder Miteinander von Klassik und nichtklassischer Musik hat mich seither stets interessiert, und nach Jahren der Beschäftigung mit Gospels und neuen Kirchenliedern begann ich in den 70er Jahren, Stücke zu schreiben, die ich später als "KammerJAZZmusiK" bezeichnete. Ich wollte einen Musik-Stil finden, der Werke von Johann Sebastian Bach einbindet, ohne sie wesentlich zu verändern, aber insgesamt doch mehr dem Jazz angelehnt ist. 1980 entstand dabei die Gruppe BACH & BLUES DRESDEN, in der sich bis heute klassische und Jazzmusiker treffen und zusammen Konzert-Programme aufführen, in denen beide Stile gleichwertig berücksichtigt sind. (Ich muß daran erinnern, daß der Begriff "Blues" in den 70ern und 80ern in der DDR – z. B. durch die "Blues-Messen" in der Berliner Samariterkirche – eine geradezu politische Dimension bekommen hatte. Ein Programm, in dem Blues angekündigt war und das noch in einer Kirche stattfand, war von vorn herein politisch interessant, brisant. Insofern war "Blues" einerseits ein inhaltsschweres Modewort, mit dem wir gern unsere Konzerte ankündigen wollten, andererseits wirklich unsere musikalische Wurzel.)

In verschiedensten Duo-, Trio-, Quartett- oder Quintett-Besetzungen spielten unsere MusikerInnen Violine, Viola, Cello, Klarinette, Saxophon, Trompete, Mundharmonika, Posaune, Harfe, Gitarre, Vibraphon, Orgel, Cembalo, später kamen auch SängerInnen hinzu, und während vieler Friedensdekaden spielten wir in unterschiedlich großen Band-Besetzungen. Unsere Programme hießen anfangs "BACH & BLUES", seit 1984 dann "Zwischen BACH und BLUES ".

Dann kam die Wende, und ich fuhr zu meinen Konzerten jahrelang hauptsächlich nach Westdeutschland, Österreich und in die Schweiz, um den ostdeutschen Musikern Gelegenheit zu Konzerten im Westen zu geben, die nicht vor 89 schon in den Westen durften. (Meine erste "West-Reise" war 1986. Ich möchte hinzufügen, daß ich hierbei keine IM-Berichte zu schreiben brauchte. Stasi-Kontakte hatte ich nach entsprechenden "Vorkommnissen" schon 1969/70 als Student gehabt, die ich jedoch abschütteln konnte, indem ich vereinbarte Termine konsequent nicht wahrnahm. Das beendete meine Akte übrigens mit dem Urteil "unzuverlässig". Meinen Antrag auf ein Visum für Dienstreisen ins nichtsozialistische Ausland von 1984 hat die Stasi ja dann positiv beurteilt - ich nehme an, daß damals die Devisen-Probleme in der DDR schon so groß waren, daß jeder Künstler freizügig in den Westen gelassen wurde, der genug Valuta mitzubringen versprach.)

 

BACH & BLUES DRESDEN war gekennzeichnet von einem mehrfachen Kommen und Gehen. Einige Musiker sind neben mir allerdings schon seit Anfang dabei: Annette Roth (Violine), Friedrich "Friwi" Sternberg (Klarinette/Saxophon), Jörg Naßler (Gitarre) und Andreas Böttcher (Vibraphon/Orgel). 2001, mit dem Gitarristen Alejandro Leon, entschieden wir, den Titel "Zwischen BACH und BLUES" zu modifizieren, weil dieses Repertoire mit Blues wirklich nichts zu tun hat, sondern eindeutig südamerikanisch klingt. Zu diesem Programm "Zwischen BACH und SAMBA" kamen später "Zwischen BACH und FLAMENCO" und "Zwischen BACH und TANGO" hinzu, ab Mai 2004 gibt es "Zwischen BACH und Acoustic-JAZZ" mit dem Gitarristen Jörg Naßler, weitere neue Titel werden wohl bald folgen.

In einigen Besetzungen sind Konzerte möglich mit ausschließlich klassischem oder Jazz-Repertoire, aber unsere Spezialität besteht eben doch in der Begegnung bzw. Verbindung unterschiedlicher Stile und in deren Interpretation als gleichwertige Gattungen.

Ulrich Thiem

Ulrich Thiem, Foto: Hans-Ludwig Böhme

Ulrich Thiem
Foto: Hans-Ludwig Böhme

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